«Unser gemeinsames Leben hat sich verändert – aber unsere Verbundenheit bleibt.» Frau H. pflegt ihren Mann, seit bei ihm Parkinson diagnostiziert wurde – eine Reise voller Herausforderungen, Liebe und Hingabe. Trotz aller Veränderungen bleibt eines für sie klar: «Wir sind zusammen – und wir bleiben zusammen, solange es geht.»
In der modernen, hell eingerichteten Wohnung von Familie H. fällt sofort die warme Atmosphäre auf. Ein runder Glastisch mit einer Kerze in der Mitte, Orchideen an der Fensterfront, Familienfotos an der Wand. Das Zuhause strahlt Geborgenheit aus – ein Ort, an dem sich viel verändert hat und doch alles beim Alten geblieben ist.
Herr H., ein grosser, schlanker Mann mit aufmerksamen Augen, sitzt ruhig am Tisch. Neben ihm seine Frau, eher klein, mit freundlicher Ausstrahlung und einem ansteckenden Lächeln. Seit Jahrzehnten sind sie ein eingespieltes Team. «Wir haben immer alles zusammen gemacht», erzählt Frau H. «Wir haben zusammengearbeitet, wir haben unsere Freizeit miteinander verbracht. Und heute ist es genauso.»
Doch der Alltag sieht inzwischen anders aus. 2006 kam die Diagnose: Morbus Parkinson. Ein schleichender Begleiter, der sich erst kaum bemerkbar machte. «Es hat mit dem rechten Arm angefangen, den ich nicht mehr richtig strecken konnte“, erinnert sich Herr H. Seine Frau ergänzt: «Oder war es nicht doch dein grosser Zeh? Du hattest doch da auch schon lange Beschwerden.»
Über Jahre liess sich die Krankheit mit Medikamenten stabil halten. «Wir waren noch mit dem Töff unterwegs, haben gecampt, waren am Meer.» Doch 2013 änderte sich alles. Herr H. brauchte plötzlich mehr Unterstützung – erst beim Anziehen, dann in immer mehr Alltagssituationen. «Es passiert schleichend. Und doch brauchte es mich immer mehr.»
Weil es keinen besseren Ort gibt als das eigene Zuhause
«Ich kann meinen Mann nirgends zur Pflege abgeben. Ich könnte es nicht», sagt Frau H. entschlossen. «Wer kennt ihn besser als ich?» Mit grosser Selbstverständlichkeit kümmert sie sich um ihn – Tag für Tag. «Morgens um sechs klingelt der Wecker für die ersten Medikamente. Das ist das Ende vom Rentnerleben», lacht sie.
Seit drei Jahren wohnen sie in einer neuen, barrierefreien Wohnung. Treppensteigen wurde schwieriger, ein Rollator kam dazu, die Mobilität wurde eingeschränkter. «Wir sind nicht mehr so mobil, aber es geht. Das ist mein Credo.»
Trotz aller Herausforderungen bleibt die positive Einstellung von Frau H. beeindruckend. «Ich will gar nichts Schlechtes denken. Solange ich gesund bin, kann ich für ihn da sein. Ich halte mich fit, turne jeden Morgen.» Und ihr Mann? «Ich bin froh, dass er noch mithelfen kann. Ein grosser Mensch, der nicht mitmacht, wird schwer.» Gemeinsam haben sie Techniken entwickelt, wie er sich zum Beispiel nach Stürzen wieder aufrichten kann.
Dennoch gibt es Momente der Unsicherheit. «Wenn ich andere mit Parkinson sehe, frage ich mich: Wie weit kommt es noch? Wie abhängig werde ich irgendwann sein?» Die Vorstellung, irgendwann gar nichts mehr allein machen zu können, macht ihm Angst. Seine Frau weicht solchen Gedanken aus: «Wir sind zusammen – und wir bleiben zusammen, solange es geht.»
Unterstützung an ihrer Seite – Was solicare für Familie H. bedeutet
«Ich hatte nach der Operation Kontakt mit einer Sozialarbeiterin. Sie hat uns von solicare erzählt – vorher wusste ich gar nicht, dass es das gibt», erzählt Frau H. Heute ist sie dankbar, dass sie diese Unterstützung hat.
«Simone, die wir jederzeit anrufen können – das gibt Sicherheit.» Die Anstellung als pflegende Angehörige bedeutet für sie nicht nur Anerkennung, sondern auch finanzielle Entlastung. «Ich würde meinen Mann sowieso pflegen. Aber es hilft uns sehr.»
Natürlich gibt es auch Herausforderungen: «Die Pflegedokumentation ist nicht meine Lieblingsaufgabe», gibt sie zu. «Aber am Abend, wenn ich den Rapport geschrieben und die Strümpfe ausgezogen habe, weiss ich: Jetzt habe ich Feierabend.»
Die kleinen Freuden des Alltags – und ein grosser Wunsch
Trotz allem gibt es immer noch Momente, die das Herz wärmen. Besuch von Freunden, eine Runde Jassen, ein gutes Essen. «Am schönsten ist es, wenn es ihm gut geht und er vieles selbstständig machen kann», sagt Frau H.
Doch ein grosser Wunsch bleibt: «Einmal noch ins Stadion, YB schauen.» Beide sind leidenschaftliche Fans – schon lange vor ihrer gemeinsamen Zeit.
Und für die Zukunft? Die Antwort kommt leise, aber bestimmt: «Dass es nicht schlimmer wird.» Dass Herr H. so lange wie möglich zu Hause bleiben kann. «Psychisch geht es einem viel besser, wenn man daheim sein kann. Ich hoffe, das bleibt noch lange so.»
Hoffnung für andere Betroffene
Die Geschichte von Familie H. zeigt: Pflege ist nicht nur eine Aufgabe, sondern eine Entscheidung aus Liebe. Ein Leben mit Parkinson verändert vieles – aber nicht alles. Es gibt Unterstützung, es gibt Möglichkeiten, und vor allem gibt es Wege, auch mit der Krankheit ein gutes Leben zu führen.
Für pflegende Angehörige gibt es Hilfe. solicare steht Ihnen zur Seite – mit Beratung, Anstellungsmöglichkeiten und einer Gemeinschaft, die versteht, was Sie leisten.
Sie möchten mehr erfahren? Lassen Sie uns gemeinsam herausfinden, wie wir Sie unterstützen können.
- Sie erreichen uns telefonisch unter der Nummer +41 58 255 02 08
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Hilfreiche Kontakte für pflegende Angehörige
Pflegende Angehörige leisten täglich wertvolle Arbeit, oft unter grosser Belastung. Hier sind einige Anlaufstellen, die Unterstützung und Entlastung bieten:
Büro-Spitex
Unterstützung bei administrativen Aufgaben wie Postbearbeitung, Beantragung von Sozialleistungen, Steuererklärungen, Willensvollstreckungen, Erstellung eines Vorsorgeauftrags oder einer Patientenverfügung.
Kontakt
0848 000 161
info@buero-spitex.ch
Sunneschyn
Begleitung im Alltag, Haushaltsunterstützung und Betreuung von erkrankten Personen. Entlastet Angehörige im Haushalt und bei täglichen Aufgaben.
Kontakt
031 335 18 19
info@team-sunneschyn.ch
MusikSpitex
Musik für entspannte und besondere Stunden im Alltag. Die MusikSpitex sorgt während einer Stunde für individuelle Betreuung und Unterhaltung. Sie widmet sich während dieser Zeit vollumfänglich der Person in Pflege. Dies gibt Angehörigen Raum und Zeit zum Durchatmen und sich eine kurze Auszeit zu nehmen.
Kontakt
061 589 67 87
mail@pitex.musiksch
UBA (Unabhängige Beschwerdestelle für das Alter)
Beratung und Unterstützung bei Konflikten und schwierigen Situationen im Pflegealltag. Vertrauensvolle Anlaufstelle bei Themen wie Konflikten und Gewalt.
Kontakt
0848 00 13 13
info@uba.ch